Die Neuraltherapie versteht sich als Regulationstherapie. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von deutschen Ärzten als eigenständige Methode etabliert. Hierbei wird ein kurz wirksames Lokalanästhetikum (Lidocain) zur vorübergehenden Blockierung des vegetativen Nervensystems verwendet. Ein weiter Schwerpunkt der Neuraltherapie ist das Erkennen und Behandeln von Störfeldern (z.B. Narben). Ziel ist es einen aus dem Geleichgewicht geraten Organismus, wieder in einen ausgeglichen Zustand zu versetzen.
Im Fall der Inkontinenz stellt die Neuraltherapie eine einfache und effektive Methode dar, die eine über die Wirkdauer des Lokalanästhetikums hinausreichende, über Monate und Jahre anhaltende Wirkung verspricht.
Anatomie
Die vegetative Innervation der Beckenorgane erfolgt aus dem des lmbalen, sympathischen Grenzstrang (Nn. Hypogastrici und Nn. Splanchinici sacrales) sowie den parasympathischen Nn. Pelvini, die dem Grenzstrang entspringen. Aus dem Nervengeflecht des Sympathikus und Parasympathikus entspringt der für die Harnblase zuständiger Plexus vesicalis sowie der Plexus uterovaginalis, der wiederum Vagina und Gebärmutter innerviert. Bei der Parazervikalblockade werden dies beiden Plexus mithilfe des Lokalanästhetikums vorübergehend blockiert.
Wirkungsmechanismus
Durch die Injektion des Lidocains kommt es zur Durchblutungsverbesserung des entsprechenden Gebietes sowie zu Normalisierung der Organfunktion durch Regulation des vegetativen Gegenspielers.
Kontraindikationen
Die neuraltherapeutische Behandlung kann nicht eingesetzt werden, wenn Ihre Hündin an einer Harnwegsinfektion leidet, gerade läufig ist oder unter einer schweren Allgemeinerkrankung leidet.
Behandlungsablauf
- Tiefe Infiltration des Lidocains seitlich des Anus der Hündin (Parazervikalblockade).
- Infiltration von möglichen Störfeldern (Kastrationsnarbe, andere Narben).
- Akupunkturdiagnostik mit anschließender Nadelakupunktur.
- Wiederholung der Behandlung nach 2-3 Wochen (bei lange bestehender Inkontinenz können auch mehr als vier Sitzungen nötig sein). In der Regel sind ein bis zwei Behandlungen ausreichend.
Nebenwirkungen und Erstverschlimmerung
- Vorübergehende Lähmungserscheinungen der Hintergliedmaßen ein- oder beidseitig aufgrund der Anästhesie des in der Nähe liegenden N. ischiadicus (ein bis zwei Stunden),
- Größere Inkontinenzlacken innerhalb der ersten 24 Stunden.